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Internationaler Kongress der GLE-International 2024: LEBENSGESCHICHTE GESTALTEN. Biografie und Freiheit im existenzanalytischen Verständnis
GLE-KONGRESS IN BERLIN 4. Mai – 5. Mai 2024, an der FU Berlin/Rostlaube und auch mit Onlineteilnahme »
D) GESELLSCHAFT & POLITIK
Organisation: René Märtin (Osnabrück) | Moderation: Adelheid Scholten (Berlin)
Die Existenzanalyse sieht den Menschen im Austausch mit der Welt, die es zu besorgen gilt. Alles wird ihm zur Aufgabe. Der Mensch selbst und die Welt warten auf einen gestaltenden Umgang von ihm her. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die gesellschaftlichen Implikationen des Person‑, Existenz- und Sinnverständnisses der Existenzanalyse berücksichtigt werden können. Besitzt die Betonung des Personalen schon gesellschaftliche Relevanz? Oder ist die gesellschaftliche und politische Bedeutung dieses psychotherapeutischen Ansatzes noch stärker zu erarbeiten? Das Symposium zielt darauf ab, Fragen zur Rolle der Transzendenz im gesellschaftlichen Kontext, zur Verbindung von biografischen und historischen Dimensionen sowie zur engen Beziehung zwischen Freiheit und Verantwortung aus existenzieller Perspektive zu beantworten und Orientierung zu bieten.
Das Symposium „Gesellschaft und Politik“ wird als „Diskurs Café“ gestaltet. Dieses dialogische Format ermöglicht es den Teilnehmer:innen, sich mit ihren Überlegungen, Erfahrungen und Fragen einzubringen. Nach den Referaten werden bestimmte Fragestellungen gemeinsam interaktiv im Plenumsgespräch erörtert. In diesem Symposium bilden Referenten und Publikum eine „Lerngemeinschaft“. Aus diesem Grund wird gebeten, am gesamten Symposium teilzunehmen.
VORTRÄGE
D1 Georg Martensen (Braunschweig)
Welchem Humanismus wollen wir folgen?
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.00 Uhr, Raum L113
Der Existenzanalyse ist daran gelegen, Antworten zu finden auf die Frage, wie unser Leben im Miteinander gelingen kann. Sie versteht und erfasst das Bedeutsame im lebensgeschichtlichen Kontext des Einzelnen. Wie aber nimmt sie die Einbindung einzelner Lebensgeschichten in zeitgeschichtliche Fragen in den Blick? Worauf gründet sie angesichts gesellschaftlicher Gestaltungsfragen ihre Haltung? Sind individuelle Freiheit und gesellschaftliche Verantwortung aufs Engste verknüpft oder ist der Mensch in seiner Biografie darin nur lose gekoppelt, eingelassen in die Zeitläufte epochaler Umhüllungen? Der Vortrag möchte zur Auseinandersetzung mit diesen Fragen anregen.
D2 Daniel Rumel (Paderborn)
Die Rolle existenzanalytischer Methodik für Lösungsperspektiven einer desintegrierten Gesellschaft
Samstag, 04.05.2024, 15.00–15.30 Uhr, Raum L113
Das Verständniskonzept einer freiheitlich liberalen Gesellschaft verliert in unsicheren Zeiten seine Überzeugungskraft. Der Wunsch nach klarer Führung und Orientierung wird größer. Begriffe wie „Gelenkte Demokratie“ gewinnen an Popularität, während Gesellschaftssysteme populistischen und totalitären Führern erliegen. Diese Entwicklung ist nicht allein auf Angst zurückzuführen, sondern zeigt eine Desintegration freiheitlicher Ordnung. Die Gründe dafür sind vielfältig, insbesondere das ambivalente Verhältnis von Freiheit, Ordnung und Verantwortung. In diesem Vortrag wird das semantische Potenzial der existenzanalytischen Betrachtungsweise zur Reintegration liberal-demokratischer Gesellschaftsstrukturen untersucht.
D3 René Märtin (Osnabrück)
Was wir sollen: vom Dilemma politischer Entscheidungen
Samstag, 04.05.2024, 15.30–16.00 Uhr, Raum L113
Personen mit gesellschaftlicher Verantwortung müssen bedeutende Entscheidungen treffen, die das Leben vieler Menschen beeinflussen. Dabei treten ethische Herausforderungen und Wertekonflikte auf, die gelegentlich verdrängt werden. Wie kann man angemessen und moralisch handeln? Die Existenzanalyse betont die Bedeutung eines verantwortungsvollen Lebens mit innerer Zustimmung, Entwicklung von Dialog- und Entscheidungsfähigkeit sowie Offenheit und Eigeninitiative in Erfahrungen, Beziehungen und Handlungen. Doch wie sieht das bei weitreichenden politischen Entscheidungen aus, die zwar kollektiv getroffen werden, aber vom Individuum verantwortet werden müssen? Der Vortrag beleuchtet diese Frage genauer.