Empowerment ist ein Konzept aus der Gemeindepsychologie, das darauf abzielt, das Maß an Autonomie und Selbstbestimmung von Einzelpersonen und Gemeinschaften zu erhöhen. Dabei geht es darum, ihnen zu ermöglichen, ihre Interessen selbstständig und selbstverantwortlich zu vertreten und ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen zu nutzen. Der Begriff umfasst sowohl den Prozess der Selbstbemächtigung als auch die professionelle Unterstützung, um das Gefühl von Machtlosigkeit zu überwinden. Eine Vertrauenskultur, Delegation von Verantwortung auf allen Hierarchieebenen, passende Qualifizierung und Kommunikationssysteme sind Voraussetzungen für Empowerment innerhalb einer Organisation.
Empowerment wird in der Sozialen Arbeit und im Bereich der politischen Bildung und demokratischen Erziehung als Instrument betrachtet, um die Mündigkeit des Bürgers zu erhöhen und das bürgerschaftliche Engagement zu fördern. Das Konzept des Empowerments zeichnet sich durch eine stärkenorientierte Wahrnehmung aus, die sich von einer defizitorientierten Haltung abwendet. Es findet Anwendung in Managementkonzepten, in der Erwachsenen- und Weiterbildung, der narrativen Biografiearbeit, der Selbsthilfe und ist auch ein zentrales Konzept der Gesundheitsförderung. Julian Rappaport (1985, USA) wird oft mit der Entstehung des Konzepts in Verbindung gebracht.
Psychologisches Empowerment wiederum zielt darauf ab, die inneren Ressourcen und Fähigkeiten von Einzelpersonen und Gruppen zu stärken, um eine größere Kontrolle über ihr Leben und ihre Umgebung zu erlangen. Es beinhaltet die Überzeugung, dass Menschen in der Lage sind, ihre Probleme und Herausforderungen zu bewältigen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Dabei geht es darum, dass Menschen ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstwirksamkeit steigern und sich ihrer eigenen Kompetenzen und Stärken bewusst werden. Psychologisches Empowerment kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, wie z.B. die Stärkung individueller Fähigkeiten und Kompetenzen, den Aufbau von sozialen Netzwerken und Unterstützungssystemen, die Schaffung von Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe an Entscheidungsprozessen oder die Förderung von Selbstreflexion und Selbstbestimmung.
In der eigenen Praxis sind folgende Empowerment-Ansätze für mich wesentliche Grundlage gewesen, bevor ich mit Kollegen einen eigenen Ansatz weiterentwickelt habe:
Das Konzept der »Leistungsmotivationen«
Aus psychologischer Sicht hängt gelingende (Selbst-)Ermächtigung eng mit prinzipiellen „Grundmotivationen“ zusammen, zentralen Aspekten all unserer Handlungen, die Alfried Längle (1993) aus den Grundzügen der Existenzanalyse Viktor Frankls entwickelt hat. Im Zusammenhang mit der Überlegung, die psychologische und die existenzielle Dimension zusammenzubringen, entstand etwa 2013 das eigene Konzept der „Leistungsmotivation“ (Dorra/Märtin, 2013), die heute den Kern meiner Arbeit mit psychologischem Empowerment darstellen: