Angesichts der vier Dimensionen existenzieller Führung und der damit verbundenen Kulturfaktoren und Führungsaufgaben wird deutlich, dass Führung immer mit einer besonderen Verantwortung verbunden ist. Deshalb steht für jede Person, die führt, immer erst das eigene Selbstverständnis im Fokus: »Nur wer sich selbst führt, kann führen«. Im Organisationsalltag begegnen uns vielfältige Führungstypen und ‑stile, die alle auch Ausprägung bestimmter Haltungen und Grundorientierungen sind. Wer sich für »Führung im existenziellen Kontext« entscheidet, lässt sich dabei von folgendem Menschenbild leiten:
Richtungweisend sind dabei humane Werte, die ein Verstehen des Menschen in seiner Würde und seinem Wesen an den Anfang stellt: seine potenzielle Freiheit und Verantwortlichkeit wie auch seinen Willen zur Eigeninitiative und zum persönlichen Engagement. Das auf diesem anthropologischem Fundament gründende Führungsverständnis ist von einem Motivationskonzept geleitet, das den Menschen wesenhaft auf Sinn im Leben ausgerichtet sieht, sich selbsttranszendent für eine (gemeinsame) Aufgabe einzusetzen und mit einem freien Handeln und Verhalten auf die Anfragen und Herausforderungen des Daseins zu antworten.
Dieser primäre Beweggrund (»Wille zum Sinn«, Viktor E. Frankl) schließt die Möglichkeit des Sein-Könnens, die Erfahrung des Wertseins und die Legitimation des Selbstseins ein. Als fundamentale Strebungen umfassen sie die Grundstrukturen unserer Existenz im Welt‑, Lebens‑, Selbst- und Sinnbezug des Menschen.«
Aus dieser Haltung heraus erweist sich Führungskompetenz im Vollzug eigener personaler Fähigkeiten, die drei wesentliche Kompetenzbereiche fokussiert:
Reflexion von Wertüberzeugungen und Beweggründen, Haltungen und Sichtweisen, Stärken und Schwächen, Persönlichkeitsstrukturen und Führungsstilen. Verankerung der eigenen Positionierung als Führungsperson im subjektiven Erleben.
Ausrichtung von Prozessen auf Basis von Entscheidungen und entschiedenem Handeln; Wesentliches erkennen, Prioritäten setzen, Fokussierung auf Perspektiven und Zielerreichung.
Pragmatisch und produktiv strukturieren und koordinieren, gestalterische Interaktion, Lernprozesse ermöglichen.
Selbstgewissheit, Authentizität und Autorität einer Führungskraft werden sich im Umgehen mit Menschen, im Gespräch mit den Mitarbeitern erweisen, wenn es darum geht, Konflikte zu klären, Krisensituationen zu bewältigen, Mitarbeiter zu konfrontieren und zu kontrollieren, kreative und konstruktive Lösungen zu finden, Konsens herzustellen und gemeinsame Aufgaben zu erfüllen.
Zu den Gestaltungsfähigkeiten einer Führungskraft gehört nicht zuletzt, Mitarbeiter zu motivieren, dass sie mit ihren fachlichen Leistungen Sinn finden in der Arbeit, dass sie das Leitziel ihrer Organisation umsetzen in ihrem konkreten Arbeitsalltag und schließlich im Zusammenwirken aller Beteiligten und Tätigen zu Wachstum und Entwicklung beitragen.«