Die aktuelle Debatte um den Umgang mit Asylsuchenden in Deutschland wird nirgendwo so intensiv und praxisnah geführt wie in den Kommunen. In der »Keimzelle der Politik« – in unseren Städten und Gemeinden – kommen die Menschen am Ende ihrer Flucht schließlich an, auf der Suche nach Schutz, nach medizinischer Versorgung, nach Wohnraum, nach Bildung für ihre Kinder, nach Arbeitsplätzen … Dieser Herausforderungen stellt sich die Politik vor Ort mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen, stets angepasst an die Gegebenheiten vor Ort. Hier werden keine Grundsatzdebatten geführt, sondern Lösungen gesucht, BürgerInnen eingebunden, Berge versetzt.
»Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein:
Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.«
Johann Wolfgang von Goethe
Innerhalb dieses Spektrums biete ich zwei Workshops zum Thema Interkulturelle Entwicklung und Interkulturelle Kompetenz an, die sich am Empowerment-Ansatz und meinen Erfahrungen in der interkulturellen Arbeit orientieren und Grundlagen- und Praxis-Hinweise für die praktische Arbeit vor Ort liefern. Zum guten Handeln benötigt es (Wert-)Haltungen und prosoziale (Schlüssel-)Kompetenzen – Voraussetzungen, die ich in den beiden Workshops thematisiere.
Interkulturelle Entwicklung ermöglichen: Gelingende Integration vor Ort
Toleranz ist nicht genug: Damit es in unseren Städten und Gemeinden zu einer echten Integration kommen kann, müssen wir auch politisch den Rahmen dafür schaffen. Der Workshop zeigt auf, welche kulturellen Dimensionen kommunale Flüchtlingspolitik im Grundsatz berührt, welche sozialen Wechselwirkungen berücksichtigt werden sollten, was für strukturelle Voraussetzungen es braucht und welche gesellschaftlichen Entwicklungsziele Politik verfolgen sollte. Insbesondere thematisieren wir, welche Aufgaben sich für die Kommunalpolitik ergeben:
- Toleranz einfordern und Zusammenleben ermöglichen
- Akzeptanz herstellen und Anerkennung fördern
- Konflikte lösen und Dialoge begleiten
- Integration organisieren und Entwicklung gestalten
Für die praktische Arbeit in Kommunalpolitik und Engagement orientiert der Workshop in der Frage, wie der Umgang mit Vielfalt gelingen kann und welches Potenzial hier für den gesellschaftlichen Zusammenhalt liegt.
Interkulturelle Kompetenz erlangen: Empowerment für die Arbeit mit Refugees
Altruismus reicht bei weitem nicht aus: Es braucht handfeste prosoziale Kompetenzen, um sich nachhaltig in der Arbeit mit Refugees engagieren zu können. Wer Freiwillige in diesem Bereich kommunalpolitisch oder über eigenes Engagement begleitet, sollte daher dafür sorgen, dass wesentliche Fähigkeiten für den Umgang mit Vielfalt und gelingende Integration gefördert und entwickelt werden – sowohl bei den Helfenden, als auch bei den zugewanderten Gruppen und in der Gesellschaft. Der Workshop zeigt auf, welche Entwicklungsziele, Ressourcen und Kompetenzen eine wichtige Rolle bei der Integration spielen. Insbesondere wird die Bedeutung von prosozialen Schlüsselkompetenzen wie Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz, Beziehungs- und Kooperationsfähigkeit sowie Konflikt- und Dialogkompetenz thematisiert. Für die Arbeit in Kommunalpolitik und Engagement wird aufgezeigt, wie diese Fähigkeiten gefördert werden können und was helfende Communities benötigen, um selbstwirksam tätig sein zu können.
Angeboten u. a. während der 14. kommunalpolitischen Sommerakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn, 24.–26. Juni 2016).